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Drachi und der verschollene Lupo


( geeignet für Kinder ab 3 Jahre )

Mittlerweile ist es Sommer geworden in Drachenhausen. Wie alle Drachen liebt unser kleiner grüner Freund die Sonne und hat sich letztes Jahr hinter seinem Haus einen großen Swimmingpool bauen lassen. Den will er jetzt so richtig genießen.

Das Wasser ist eingelassen und Drachi will eben ins kühle Nass hüpfen, da klingelt das Telefon. Etwas ungehalten über die Störung hebt Drachi den Hörer ab. Am anderen Ende der Leitung ist Christel, Drachis Freundin, die gerade aus dem Drachenkindergarten anruft. Drei der acht kleinen Drachen haben die Masern bekommen und müssen von ihr nach Hause gebracht werden. Wohin jetzt mit den restlichen fünf Jungdrachen?

Christel ist verzweifelt. Sie kann die kleine Drachenbande unmöglich alleine lassen. Unser Drachi hat ja, wie wir inzwischen wissen, ein gutes Herz, und so sagt er Christel sofort zu, die fünf kleinen Drachen den Tag über zu betreuen.

Es dauert nicht lange und Christel kommt mit ihrem Auto angebraust und liefert die fünf jungen Drachen bei unserem grünen Freund ab. Die Rasselbande tobt zunächst durch das ganze Haus, aber Drachi kann die fünf überzeugen, mit hinaus zum Pool zu kommen. Als Proviant nimmt er ihnen natürlich Eiscreme, Getränke, Stücke von einer leckeren Schokoladentorte und Brezeln mit. Die Kleinen sind begeistert. Die Begeisterung steigert sich noch ganz erheblich, als sie den Swimmingpool sehen. Riesengroß ist er, mit einem Sprungbrett und einem kleinem künstlichen Wasserfall.

Die jungen Drachen kommen fast ins Streiten, wer als Erster ins Wasser springen darf. Drachi macht es sich derweil in einem Liegestuhl bequem und behält die Kleinen im Auge. Alles verläuft friedlich, bis nach einer guten Stunde wieder Geschrei aufkommt. Der Kleinste der Drachenbande will unbedingt noch ein Eis. Drachi hält ihn jedoch für groß genug, dass er sich sein Eis selber aus der Küche holen kann. Er erklärt dem Kleinen, wo er die Küche findet und der Jungdrache zieht ab.

Minuten vergehen. Eine Viertelstunde vergeht. Der kleine Drache ist immer noch nicht zurück. Langsam wird Drachi nervös. Wo bleibt der Kleine nur? Christel würde ihm die Hölle heiß machen, wenn dem Kleinen etwas passiert wäre. Drachi sieht sich um. Genau in diesen Gedankengängen ist unser Drachi mit den vier kleinen Drachen hier in diesem Büchlein auf dem Bild abgelichtet.

Nun ist Drachi höchst beunruhigt. Wo steckt der Kleine nur? Es hilft alles nichts, Drachi muss nachschauen. Grummelnd erhebt er sich aus seinem Liegestuhl und geht ins Haus. Er sucht in der Küche, er sucht im Schlafzimmer, im Badezimmer, in der Bibliothek, überall im ganzen Haus. Kein kleiner Drache in Sicht. Drachi überkommt es heiß und kalt, sollte der Kleine entführt worden sein? Im Geiste sieht er sich schon Lösegeld bezahlen und eine so mächtige Standpauke von Christel und den Eltern des Kleinen erhalten, wie er sie noch nie vorher in seinem langen Leben erhalten hat.

„Luuuuuuuuupo!“ ruft Drachi laut durchs Haus. Keine Antwort.

Nun ist unserem Drachi richtig schlecht. Seine schöne, hellgrüne Farbe wechselt vor lauter Aufregung über zu einem sehr, sehr dunklen Grün. Diese Farbe hatte er das letzte Mal Anno zwöfhundertvierzig, als er mit dem letzten Ritter kämpfte.

„Luuuuuuuuuuupooooooooooooooo!“

Stille.

Drachi kommen die Tränen. Der arme Lupo, so klein und entführt. Geknickt geht Drachi in die Diele, um die Polizei anzurufen. Plötzlich hört er in der Garage ein Schmatzen. Alarmiert stürzt er zu seinem Auto und siehe da, auf dem Fahrersitz sitzt ganz unschuldig der kleine Lupo und mampft mit vollen Backen den Rest der Schokoladentorte. Er grinst Drachi arglos an und sagt,

“MHHHHHHHM, dapf schfmepft apfer.“ Sagen wollte er, „Mhhhhm, das schmeckt aber“
Jedoch sind seine Backen so voll, dass er keinen richtigen Ton mehr herausbringt.

Überglücklich schließt unser Drachi den kleinen Lupo in die Arme. Ein riesengroßer Felsbrocken plumpst von seiner Seele. Dass Lupo den ganzen Sitz mit Schokoladetorte verschmiert hat, verzeiht ihm unser grüner Freund in dieser Situation großzügig, so froh ist er, dass der kleine Drache wieder da ist.



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